Ulrike Wilms über das ECHINGER FORUM

Eching (wu) –Jeden Monat wird es –kostenlos- in die  Briefkästen im Gemeindegebiet eingeworfen  und das seit 50 Jahren: Die Rede ist vom  Echinger Forum, ein  von ehrenamtlichen Schreibern erstelltes Informationsblatt, das sich über ein halbes Jahrhundert lang zu einer Institution entwickelt hat. Das Besondere daran: für dessen Inhalte zeichnet der sogenannte Zeitungskreis des gleichnamigen Vereins verantwortlich, der es sich unverändert  zur Aufgabe macht, „von allen wissenswerten Veranstaltungen in Eching zu unterrichten“,  so jedenfalls lautet ein wörtliches Zitat aus dem Bürgermeisterwort von Joachim Enßlin in der Startausgabe des Echinger Forums zum Jahreswechsel 1972/73. 

Der  Vereins- und Zeitungsgeburtstag wurde kürzlich bei einem kleinen Festakt mit geladenen Gästen im Bürgerhaus gefeiert, mit Klängen des Harfen- und Klarinetten-Ensembles der Musikschule, kurzen Lob- und Dankesreden, Ehrungen zahlreicher langjähriger Mitglieder und delikaten Häppchen. Eine kurzweilige Jubiläumsbroschüre unter Federführung von Gisela Duong wurde aufgelegt, in der die drei von ihr ersonnenen „Turmgeister“ der Kirchtürme von Eching, Dietersheim und Günzenhausen die Forum-Historie kommentieren und Revue passieren lassen. Als „Trialog“  kamen die Geister auch bei der Feier zu Wort, dank dreier Mitglieder der Günzenhausener Dorfbühne.  

Und noch etwas dauerhaft Dokumentarisches ist zu diesem Anlass entstanden:  Der Zeitungskreis mit Duong, Christiane Glaeser, Irene Nadler, Dagmar und Günter Zillgitt, hat eine informative und sehr anschauliche Wanderausstellung mit sechs großen, transportablen Roll-Ups  konzipiert. Darin wurde in thematischen Schwerpunkten nicht nur in die „Quintessenz“ aus 600 Monatsschriften im Wandel der Zeiten aufbereitet, sondern mit exemplarischen Streiflichtern die Gemeinde-Entwicklung erhellt und herausragende Ereignisse im Ortsgeschehen dokumentiert. So waren  die Entstehung des JUZ (Jugendzentrum) und  die erste Fotoausstellung in Eching ebenso Leit-Artikel der Monatsschrift wie Großprojekte, angefangen von der Verhinderung des Truppenübungsplatzes über den Flughafen München II und das Klärwerk Marienhof in Dietersheim.  Die  Partnerschaften mit dem italienischen  Trezzano oder dem ungarischen Maisch  und die Reisen zu den europäischen Freunden oder mit dem Arbeitskreis Entwicklungshilfe nach Madagaskar wurden sogar aus eigener Anschauung heraus dokumentiert.  Selbst aktiv wurde das Forum immer einmal wieder aus kulturellen,  politischen oder auch wirtschaftlichen Anlässen, organisierte beispielsweise zusammen mit vhs, Bücherei und Bürgerhaus ein FreiLuflesen auf dem Bürgerplatz, organsierte Podiumsdiskussionen im Vorfeld von Bürgermeisterwahlen oder initiierte eine große Unterschriften-Aktion. Mit  letzterer konnte –zumindest für einige Jahre –  die Schließung eines Nahversorgers im zentralen Ladenzentrum „Alter Wirt“ verhindert werden.  

Vorsitzende Dagmar Zillgitt würdigte das Forum, das sich ebenso wie der Mitbewerb anderer Tages-, Wochen- und Monatszeitungen durch Anzeigen finanziert und für die monatliche Veröffentlichung von gemeindlichen Mitteilungen seitens der Kommune einen Obulus erhält, als „unverzichtbare Informationsquelle für Eching“.  Weit über 20 Jahre lang prägte die im Gemeindeteil Hollern ansässige Ehrenbürgerin Walburga Buchmeier bis ins hohe Alter  (2020 im Alter von 86 Jahren verstorben)  durch ihr ehrenamtliches Engagement bei der Leitung des Zeitungskreises die Geschicke des Forums.  

Die humorige, im bairischen Dialekt verfasste Rubrik vom Xare, alias Karl-Heinz Damnik, ebenso wie das Bürgermeisterwort, sind gesetzte Formate. Dies gilt auch für die viel gelesene Parteien-Sparte, die auf Initiative der unvergessenen Tagblatt-Journalistin Irene Hegenauer (Bockisch) eingeführt wurde, um sauber zwischen überparteilicher, neutraler Berichterstattung und politischer und persönlicher Meinung zu trennen. So können im Forum unter der Parteien-Überschrift  –unzensiert- alle politischen Gruppierungen monatlich ihre Echinger Weltsicht zum Besten geben – beziehungsweise Dampf ablassen und/ oder über den politischen Mitbewerb herziehen.

Vor genau 40 Jahren erhielt das Team des Echinger Forums im Rahmen des 1983 erstmals verliehenen Kulturpreises des Landkreises den Anerkennungspreis „aufgrund der Verdienste auf dem Gebiet des Kommunikationswesens“. Seit Beginn des neuen Jahrtausends und auch mit der fortschreitenden Umstellung von Schreibmaschine und Papier auf elektronische Kommunikationsmedien stehen die knapp 10 freiwilligen Berichterstatter unter professioneller redaktioneller Leitung eines Journalisten (aktuell Klaus Bachhuber). 

Die Ausstellung des Echinger Forums ist noch bis Mitte Juni zu den üblichen Öffnungszeiten des Bürgerhauses zu sehen. 

(Foto: Ulrike Wilms)

BU: Bei der Jubiläumsfeier vor geladenen Gästen wurde Hildegard Waschkowski (im Bild li.) für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Dagmar Zillgitt (2. v. li.)  für zehn Jahre als Vereinsvorsitzende. Weiter im Bild: Die „Turmgeister“ und aus dem Zeitungskreis Gisela Duong, Irene Nadler und Christiane Glaeser.